Longevity – gesunde Langlebigkeit



Die WHO hat die Jahre 2021-2030 zur Dekade des gesunden Alterns erklärt. Ein Thema, das uns aufgrund der demographischen Entwicklung alle angeht. Die Chancen, in der Schweiz und Europa gesund ein hohes Lebensalter zu erreichen, sind so gut wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Diese Chancen müssen jedoch auch genutzt werden.

Welche Faktoren sind hierbei wichtig?

  1. Psychische Gesundheit

Depressionen sind ein Risikofaktor für andere schwerwiegende Erkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Schlaganfall, Diabetes, Osteoporose und Demenz. Umgekehrt erhöhen diese Krankheiten Erkrankungen fatalerweise das Risiko für die Entwicklung einer Depression. Psychische Gesundheit ist eine der Hauptvoraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter.

  1. Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel

Was ist sinnvoll und was ist lediglich Geldverschwendung? Diese Frage kann nur individuell beantwortet werden. Diese Zusammenhänge gerade auch bei psychischen Erkrankungen besser zu charakterisieren und in gezielte Therapieempfehlungen zu übersetzen, ist Aufgabe der durch mich geleiteten Arbeitsgruppe „Nutritional Psychosomatics“ am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein der Universität Lübeck.

Für die meisten gilt als Grundlage: Ausreichend Gemüse, Obst, ballaststoffreiche Vollkornprodukte und Fisch machen die gesunde mediterrane Kost aus, welche unter anderem entzündungshemmende Wirkungen hat. Der Verzicht auf hochkalorische, fett- und zuckerreiche industrielle Fertigprodukte und sogenanntes Junkfood ist essentiell. Fasten kann hilfreich sein.

  1. Medikation

Die Medikation muss an die Altersphysiologie angepasst werden. Die Organfunktion von Leber und Niere sowie die Körperzusammensetzung verändern sich. Damit verändern sich auch die Verteilung und Verstoffwechselung von Arzneimitteln. Nur ungefähr zehn Prozent der Über-65-Jährigen sind noch vollkommen gesund. Ungefähr ein Viertel der über 70-Jährigen hat fünf oder mehr Erkrankungen gleichzeitig und muss auch dagegen Medikamente nehmen. Beim Thema Polypharmazie und Interaktion der verschiedenen Medikamente muss man daher sehr sorgfältig vorgehen.

  1. Bewegung

Aerobe Bewegung (Ausdauersport) fördert unter anderem die Nervenzellneubildung und somit die Regeneration des Nervensystems. Wandern, Schwimmen, Velofahren, Nordic Walking, Joggen zwei- bis dreimal pro Woche für 15-30 Minuten sind bereits hilfreich. Tägliches, zügiges Zufussgehen (z.B. anstatt mit dem Auto zu fahren) oder Spazierengehen sind sehr effektiv – 10’000 Schritte pro Tag sind ausreichend. Die WHO empfiehlt für Erwachsene 150 Minuten pro Woche moderate körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensiver Aktivität. Jede Bewegung zählt!

  1. Sozialkontakte

Angenehme, zweckfreie Sozialkontakte sind stressreduzierend und verringern das Risiko zu erkranken oder frühzeitig zu versterben dramatisch. Die Harvard Study of Adult Development belegt dies eindrücklich. Optimal ist die Möglichkeit des offenen, zwanglosen Austauschs ohne die Verpflichtung, eine Rolle wahrnehmen oder Erwartungen erfüllen zu müssen.

  1. Schlaf

Die meisten Menschen benötigen 7-8 Stunden Schlaf pro Nacht. Ausreichender Schlaf mit einer gesunden Schlafarchitektur verringert das Risiko, eine Herz-Kreislauferkrankung zu entwickeln um 22% und vermindert das Risiko, an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu versterben, um bis zu 43%. Das kann kein verfügbares Medikament.